Erst jüngst äußerste sich Finanzminister Wolfgang Schäuble zurückhaltend, was Steuersenkungen in der laufenden Wahlperiode angeht. So erteilte er den Fragen und Forderungen danach zwar keine kategorische Absage, betonte jedoch andererseits, dass er für die Spielräume bezüglich möglicher Steuersenkungen Grenzen für notwendig halte, in denen sich diese bewegen müssten. Tatsächlich sei die Rückführung der Neuverschuldung primäres Ziel und die Haushaltskonsolidierung habe oberste Priorität. Entsprechende Spielräume für Steuersenkungen müssten erst geschaffen werden. Hierfür, das weiß nicht nur der Finanzminister, muss die konjunkturelle Entwicklung ihren Aufwärtstrend beibehalten.
Aufschwung muss für höhere Löhne nachhaltig sein Nicht nur der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, warnt angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung vor hohen oder gar überzogenen Lohnforderungen seitens der Gewerkschaften. So hänge das Wachstum der deutschen Wirtschaft Export bedingt auch am Wohlsein der anderen Staaten. Selbst EZB-Chef Jean-Claude Trichet hatte sich noch letzten Monat gegen Lohnerhöhungen in der Euro-Zone ausgesprochen und diese gar als das Dümmste, was man machen könnte, bezeichnet. Gewerkschaften aller Branchen sehen das naturgemäß anders und wollen am Aufschwung partizipieren. Seien es die Landesbeschäftigten des öffentlichen Dienstes und Lokführer, die für mehr Gehalt Warnstreiks abhalten oder auch große Unternehmen, die ihrerseits Lohnerhöhungen auch als Belohnung auf früheren Lohnverzicht der Belegschaft vorziehen: Allen ist klar, dass auch die Angestellten am Konjunkturhoch verdienen wollen und sollen. Die Frage ist nur, wie, in welcher Höhe und zu welchem Preis.
Erstrangige Gefahr der Preisspirale: Der Zweitrundeneffekt Neben dem Aufschwung erlebt auch die Inflation vor allem durch sehr hohe Energiepreise getrieben, ein unerfreuliches Plus. Viele Analysten sehen die Risiken einer Inflation zunehmen. Das fürchtet auch die EZB-und zwar für den gesamten Euro-Raum. Mit steigender Inflation bei guter wirtschaftlicher Lage werden Unternehmen leichter dazu übergehen auf Druck der Gewerkschaften Löhne und Gehälter nach oben hin anzupassen, auch um der Forderung nach Ausgleich des Kaufkraftverlusts der Belegschaft entgegenzutreten. Andererseits sehen sich Unternehmen dann quasi gezwungen diese Mehrkosten in Form höherer Endpreise auf ihre Kunden abzuwälzen. Letztlich wird diese Spirale dazu führen, dass die Lohnerhöhungen verpuffen, die Kaufkraft trotz höherer Entgelte dennoch abnimmt und dann werden die Zentralbanken auf den Plan treten müssen, um durch Leitzinserhöhungen die Geldmenge einzudämmen und dadurch der Inflation entgegenzutreten. Dadurch würden andererseits jedoch auch Kredite für Banken und somit auch für Unternehmen und Kunden teurer, was die Kauflaune eintrüben könnte.
Dennoch Zuversicht Trotz dieser Szenarien sehen Forschungsinstitute und deren Indizes und Barometer Konjunkturzuversicht seitens der Unternehmen, Verbraucher und Investoren - in und für Deutschland bzw. in und für die Euro-Zone. Dabei wird vor allem die gegenwärtige Lage zuversichtlich betrachtet und auch die Zukunft sehen viele positiv hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung. So vertrauen mehr Befragte denn je auf die Nachhaltigkeit des Aufschwungs. Und doch: Krisen wie jene in Nordafrika oder aber auch Inflationsängste in China lassen viele aufhorchen und nicht zuletzt ob der hohen Energiepreise vorsichtig agieren im Sinne von Lohnerhöhungen, Lockerung der Geldpolitik, etc. Marcello Buzzanca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 8 KW10 | 09.03.2011 |
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